Gut recherchiert

Die Presseagentur dpa hat über die aktuellen Arbeitsmarktzahlen berichtet und stellt in diesem Zusammenhang fest, dass die Bundesagentur für Arbeit erstmals auch die Zahl der Personen berichte, die man landläufig als arbeitslos bezeichnen würde, die aber aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht so genannt werden dürfen (zumindest nicht amtlich).

Arbeitslosigkeit nach den Kritieren des SGB III (rot, das ist die Zahl, die in den Nachrichten meist genannt wird), der ILO (blau) sowie der Bundesagentur für Arbeit (Unterbeschäftigung im engeren Sinn, grau).

Statistiker-Blog Leser werden sich da die Augen reiben. Hat nicht der Statistiker-Blog schon unzählige Male über diese „neuen“ Zahlen berichtet?

Ja richtig, denn es gibt sie bereits seit rund vier Jahren. Dass meine Zahlen in der Grafik etwas niedriger sind als die in der Presseinformation hat übrigens den Grund, dass die BA auch Menschen in der Freistellungsphase der Altersteilzeit und geförderte Selbständige mitzählt. Mir ging es aber nur um die Personen, die man umgangssprachlich als „Arbeitslose“ bezeichnen würde, was bei einem Altersteilzeitler eher nicht der Fall ist. Deshalb habe ich die Unterbeschäftigung im engeren Sinne ausgewählt (mehr dazu gibt es in dieser Broschüre (pdf) der BA).

Wo ich die Unterbeschäftigung schon lange vor dpa gefunden habe? Im Presseheft, das Journalisten bei der Pressekonferenz bekommen. Ganz vorne.

Nachtrag: In der Süddeutschen Zeitung versteigt man sich auf der Titelseite sogar zu dem Hinweis, eine Million Menschen tauchten in der Statistik gar nicht auf. Da bekommt der oberflächliche Leser den Eindruck, die Statistik verschweige etwas, was die SZ nun aufgedeckt habe.

 

Nachtrag vom 3.4.: Die SZ hat zu meinem kritischen Kommentar (ich habe parallel zu diesem Beitrag einen Leserbrief geschrieben Stellung genommen. Das finde ich sehr lobenswert, denn wie bereits mehrfach beklagt bekommt man bei vielen Zeitungen auf kritische Fragen keine Antwort. Umso erfreulicher, wenn Redakteure Stellung zu Leserbriefen beziehen. Der Autor schreibt:

 

„[…] Die SZ hat das Thema keineswegs jetzt erst entdeckt; es gab zum Thema Unterbeschäftigung bei uns bereits zig Beiträge zu lesen. Und wenn auch nicht regelmäßig, so kamen die Zahlen on top auch in monatlichen Beiträgen über die Alo-Zahlen vor. Wir werfen der BA auch nicht vor, dass sie da irgendwetwas verschwiegen hätte. Neu und ungewöhnlich war diesmal nur, dass die BA-Spitze von sich aus dezidiert mit einem Papier darauf hingewiesen hat. Und uns war es wichtig, einmal darzustellen, dass die offizielle Alo-Zahl die Wirklichkeit eben nur zu einem (wenn auch großen) Teil abbildet. Damit das in all der arbeitsmarktpolitischen Euphorie nicht untergeht.“
Dazu ist von meiner Seite festzustellen, dass der Widerspruch des Autors insofern berechtigt ist, als die SZ im Gegensatz zur den Nürnberger Nachrichten entnommenen dpa-Meldung nicht behauptet hat, es würde erstmals die Unterbeschäftigung berichtet.
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