Kommentar: Minijobs

Es ist eine gute Tradition des Statistiker-Blogs, dass wir versuchen uns den Statistiken möglichst neutral und unvoreingenommen zu nähern. Deswegen gibt es – für einen Blog eigentlich untypisch – die Rubrik Kommentar.

Nun ist es wieder mal Zeit für einen Kommentar. Die OECD hat vor kurzem herausgefunden, dass der Zuwachs der Einkommensungleichheit zu gut 50 Prozent darauf zurück geht, dass schlecht bezahlte Arbeitskräfte mehr Teilzeit arbeiten, gut bezahlte dagegen nicht.

Nun liegt das nicht nur an den Minijobs. Außerdem ist es mit der Einkommensungleichheit bei Erwerbseinkommen so eine Sache. Wer gar nicht arbeitet, taucht in der Statistik nicht mit Einkommen Null auf, sondern gar nicht. Für viele Arbeitnehmer bedeutet der Minijob also eine Einkommensverbesserung (mehr dazu im nächsten Beitrag).

Trotzdem verführt die Regelung zu geringer Arbeitszeit. Die Forderung der Gewerkschaften die Minijobs einzuschränken erscheint also nachvollziehbar, zumal nur wenige Minijobs in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung münden.

Wer also die Einkommensungleichheit eindämmen und etwas gegen Niedriglöhne tun will, muss auch über die 400-Euro-Jobs reden.

Tagged with: , , ,

2 Comments on “Kommentar: Minijobs

  1. in dem Landkreis, wo meine Eltern leben (= strukturschwache Gegend) arbeiten 45% der Frauen im Minijob. Mittlerweile sind 35% aller Beschäftigten im Minijob. Aber: man darf nicht vergessen, dass es definitiv einen MANGEL an Stellen gibt. Damit meine ich, dass manche Ideen von Politikern vollkommen utopisch sind.

    Wenn ich mir anhöre, dass man Familienleistungen streichen soll wie Kindergeld, Mitversicherung KV, da wirkungslos und stattdessen nur Vollzeitkrippen anbieten soll, dann wird das ganze immer propagiert, dass dann die Frauen Vollzeit arbeiten würden. Es wird aber nie gesagt, wo auf einmal all die guten Vollzeitstellen herkommen könnten.

    Minijobs ersetzen andere Arbeitsstellen. Wenn man daraus aber nur Vollzeitstellen machen würde, wären viele anderen absolut ohne Beschäftigung.
    Diese hätten dann gar nichts mehr.

    Aber darüber darf man heutzutage ja nicht mal mehr reden, in Zeiten des sogenannten „Fachkräftemangels“.

    Es wird so getan, als ob es absolut unproblematisch wäre, dann Vollzeitstellen in ausreichender Zahl zu finden. Das entspricht absolut nicht der Wahrheit. Gerade im ländlichen Raum suchen mehr Menschen Arbeit, als an Vollzeitstellen angeboten werden können.

    Leider nur, findet in den Medien eine solche Diskussion über Sinn und Unsinn von Ideen sog. Experten gar nicht mehr statt.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .