Der Arbeitsmarkt in 2011

Ich habe es ja angekündigt: die ersten Monate des Jahres soll monatlich ein Rückblick auf 2011 erfolgen. Warum so spät? Ganz einfach, viele Daten liegen zunächst nur vorläufig oder gar nicht vor. Beispielsweise die Erwerbslosenzahlen des Statistischen Bundesamtes. Sie werden mit einem Monat Wartezeit veröffentlicht.

Im Gegensatz zu den Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit werden deren Kritieren nicht vom Bundestag festgelegt, sondern von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) definiert. Erwerbslos ist demnach jeder, der nicht arbeitet (also nicht einmal eine Stunde), arbeiten will (also auch eine Stunde), aktiv sucht und verfügbar ist (vgl. Beitrag vom Dezember 2010). Die Erhebung erfolgt über eine Umfrage.

Arbeitslosigkeit nach den Kritieren des SGB III (rot, das ist die Zahl, die in den Nachrichten meist genannt wird), der ILO (blau) sowie der Bundesagentur für Arbeit (Unterbeschäftigung im engeren Sinn, grau).

Im Dezember 2011 waren demnach rund 2,34 Millionen Deutsche erwerbslos. Das waren 15,2 Prozent oder 420.000 weniger als ein Jahr zuvor. Die Erwerbslosenquote betrug 5,5 Prozent.

Etwas höher fallen die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit nach den Kriterien des SGB III aus, die Zahlen also, die jeden Monat in der Zeitung stehen. Demnach waren am Jahresende 2,78 Millionen Menschen arbeitslos. Rechnet man die Personen in Maßnahmen dazu und jene, die nur aufgrund von Sonderregelungen nicht arbeitslos sind, sind es sogar 3,68 Millionen.

Was ist jetzt die beste Zahl? Sicher ist die Unterbeschäftigung im engeren Sinne aussagekräftiger als die Arbeitslosigkeit nach dem SGB III. Es gibt übrigens noch eine Unterbeschäftigung im weiteren Sinne, da sind dann auch rund 200.000 geförderte Selbständige sowie Arbeitnehmer in der Freistellungsphase der Altersteilzeit mit drin.

Ansonsten haben beide Daten Vor- und Nachteile. Die Unterbeschäftigung kann zwar Personen in Maßnahmen, nicht aber die Stille Reserve im engeren Sinn erfassen. Also Leute, die sich nicht bei der Agentur für Arbeit oder einem Jobcenter melden oder dort angeben, sie wollten nicht arbeiten. Die ILO-Zahl dagegen zieht mit einer Stunde eine sehr enge Grenze. Minijobber wären demnach alle nicht erwerbslos.

Auch hier gilt: Statistik erspart einem das Mitdenken nicht. Glücklicherweise ist der Trend nach allen drei Statistiken ähnlich. Allerdings fällt der Rückgang nach Daten der Bundesagentur für Arbeit nicht ganz so stark aus. Bei der Unterbeschäftigung im engeren Sinn ist es ein Minus von 11,5 Prozent, nach den Kriterien des SGB III sogar nur 7,7 Prozent.

Gleichzeitig stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 560.000 oder 1,4 Prozent auf 41,6 Millionen.

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