Und noch mal die Rente (1)

Eigentlich wollte ich das Thema Rente mit dem Beitrag über das Renteneintrittsalter erst mal abschließen und mich erfreulicherem zuwenden. Aber passenderweise erschien genau zum gleichen Thema in der Lokalzeitung Nürnberger Nachrichten ein Beitrag, der exemplarisch für die Probleme von Journalisten mit Statistiken steht.

Auch er bekommt vermutlich nur eine Minirente. Zumindest wenn man nur in die Statistik der Deutschen Rentenversicherung schaut und die Bezüge aus der Altersvorsorge der Ärzte nicht berücksichtigt. Foto: heipi (Weiterverwendung bei Namensnennung und gleichen Bedingungen)

„Franken fürchten um ihre Rente“, hieß es dort reißerisch. Und nicht weniger alarmierend wurde berichtet, dass der durchschnittliche Rentner nur rund 900 und die durchschnittliche Rentnerin sogar nur rund 550 Euro erhalte – und es wird noch weniger als diese „knappen Bezüge“, warnt die Journalistin Sarah Benecke. Die BILD-Zeitung garnierte ähnliche Zahlen sogar mit der Schlagzeile „Und dafür haben wir unser ganzes Leben lang gearbeitet!“

Nun habe ich am vergangenen Freitag zunächst in der Redaktion der Nürnberger Nachrichten angefragt, ob man mir die Quelle nennen könnte. Bis heute kam keine Antwort. Journalisten schreiben in solchen Fällen – auch bei weit kürzeren Fristen – gerne: „Leider war … auf unsere Anfrage zu keiner Stellungnahme bereit“, was so viel heißt wie „Schuldig!“ Also schreibe ich hier: Leider waren die Nürnberger Nachrichten auch auf mehrmalige Anfrage des Statistiker-Blogs zu keiner Stellungnahme bereit.

Fairerweise muss man sagen, dass die Rentenstatistik tatsächlich nicht leicht zu verstehen ist. Ausgewiesen wird nämlich von der Deutschen Rentenversicherung die durchschnittliche Rente. Darin fließen aber auch Rentner ein, die nur wenige Jahre eingezahlt haben. Beispielsweise ehemalige Selbständige, die zunächst eine Ausbildung absolviert haben, dann einige Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren und schließlich ein eigenes Unternehmen gegründet haben. Oder Beamte, die zunächst Angestellte waren. Sie bekommen nur eine sehr geringe Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung – und drücken damit den Durchschnitt, auch wenn sie ein hohes Einkommen aus Pensionen oder privaten Renten haben.

Schwieriger wird es, einen aussagekräftigeren Wert zu finden. Den suche ich im nächsten Beitrag.

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