Schüler netter oder Lehrer besser?

Sind unsere Lehrer besser als gedacht? Oder die Schüler braver als Blogs und Zeitungen es suggerieren? Jedenfalls stieg das Pensionierungsalter der Beamten im Schuldienst von 58,6 Jahren im Jahr 1993 auf jetzt (2011) 62,9 Jahre.

Es gibt viele Erklärungen für den Anstieg. Die Schüler dürften eher wenig damit zu tun haben, denn Analysen zum Burnout zeigen, dass Lehrer weniger unter ihren Schülern als unter ihren Kollegen und Vorgesetzten leiden – und zwar mit deutlichem Abstand. Wohl eher schon die Versorgungsabschläge bei vorgezogenem Ruhestand. Bis 2001 ging rund jeder zweite Lehrer wegen angeblicher Dienstunfähigkeit in Ruhestand. Dann wurden verschärfte Abschläge eingeführt und seitdem sinkt der Eintritt kontinuierlich.

Pensionierungen von Lehrern seit 1997 fast verdoppelt
Zugänge ins Ruhestandsgehalt (Pension) von Lehrern. Quelle: Statistisches Bundesamt

Vor allem aber dürfte hier ein statistischer Effekt mitspielen. Ein großer Teil der Lehrer whttp://www.statistiker-blog.de/wp-admin/post-new.phpurde in den 1970er und 1980er Jahren eingestellt. Wer 1980 etwa 30 war (damals ließ man sich mit Schule und Studium ja viel Zeit), ist also jetzt gerade im Ruhestandsalter. Viele Lehrer gehen also aktuell ganz regulär mit 63 oder sogar 65 in Pension. Das erhöht das Durchschnittsalter der Neupensionäre ohne dass sich irgendetwas beim Vorruhestand ändert. Tatsächlich wurden 2011 fast doppelt so viele Beamte im Schuldienst pensioniert wie noch 1997.

Deshalb sagt das Durchschnittsalter der Jungpensionäre zunächst mal fast gar nichts. Deshalb habe ich mir vom
Statistischen Bundesamt etwas genauere Zahlen besorgt. Dort zeigt sich ein gegenläufiger Trend: Mehr Lehrer gehen wegen Erreichen einer Regelaltersgrenze (60, 63 und 65 Jahre) in Pension, weniger wegen Frühverrentung.

Pensionierung von Beamten im Schuldienst aufgrund von Berufsunfähigkeit (rot) und Erreichen einer Altersgrenze (grau). Quelle: Statistisches Bundesamt

Auch das könnte zunächst einmal mit dem steigenden Durchschnittsalter der Lehrerschaft zusammenhängen. Wer ohnehin morgen in Pension geht, beantragt keine Berufsunfähigkeit. Wobei 2007 mehr als ein Drittel der Lehrer, die wegen Berufsunfähigkeit pensioniert wurden, über 60 war. Der Rest ist überwiegend über 55. Somit steht hinter dem Rückgang der Berufsunfähigkeit also ein echter Trend, die Lehrer halten tatsächlich länger durch. Mehr als ein Drittel der Neupensionäre war 2007 sogar 65 Jahre alt.

Ohnehin hat die Zahl der berufsunfähigen Beamten wenig mit deren Gesundheitszustand zu tun. Beispielsweise gingen 2007 bei der Bahn drei von vier Beamten wegen Dienstunfähigkeit in Pension, das sind mehr als bei Polizei und Feuerwehr. Das gilt auch dann, wenn man berücksichtigt, dass Polizisten und Feuerwehrleute normal bereits mit 60 statt 65 aus dem Dienst ausscheiden. Ähnlich ist es bei der Post. Warum? Dort setzt man auf Angestellte und möchte die Zahl der Beamten reduzieren.

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