Nur jeder dritte Betrieb würde Langzeitarbeitslose einstellen

16 Prozent der Betriebe würden laut einer Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit prinzipiell keine Arbeitslosen einstellen, selbst wenn sie erst wenige Monate ohne Job sind.

Kreisdiagramm mit ohne Angaben
Anteil der Betriebe, die Arbeitslose einstellen. Quelle: IAB

Diese kategorische Ablehnung ist erstaunlich, schließlich sagt eine Arbeitslosigkeit nicht unbedingt etwas über die Qualifikation aus. Weitere 23 Prozent würden Arbeitslose nur einstellen, wenn sie erst wenige Monate ohne Job sind. Schon wer ein Dreivierteljahr ohne Arbeit ist hätte demnach bei 39 Prozent der Betriebe keine Chance mehr. Dabei muss man berücksichtigen, dass immerhin 12 Prozent die Frage nicht beantworteten. Von den Betrieben die eine Antwort gaben, würden sogar 44 Prozent Arbeitslosen nur eine Chance geben, wenn sie erst wenige Monate ohne Job sind.

Langzeitarbeitslose würde – trotz Klagen über Facharbeitermangel – nur jeder dritte Betrieb einstellen, von den antwortenden Unternehmen 38 Prozent. Dabei kann man vermuten, dass sich unter den nicht antwortenden Betrieben besonders viele Unternehmen befinden, die keine Arbeitslosen einstellen würden, der tatsächliche Anteil von Unternehmen, die auch Langzeitarbeitslose einstellen, dürfte also zwischen 33 und 38 Prozent liegen.

Betriebe ohne sonstige
Anteil der antwortenden Betriebe, die Arbeitslose einstellen würden. Quelle: IAB

Immerhin haben die Forscher des IAB noch eine positive Nachricht. Die Betriebe, die bereits Erfahrungen mit Langzeitarbeitslosen gemacht haben, sehen diese deutlich positiver. Ob sie das tun, weil sie bereits zuvor Langzeitarbeitslose eingestellt haben oder ob sie schon mal Langzeitarbeitslose eingestellt haben, weil sie diese weniger negativ sehen, lässt sich natürlich feststellen.

Tagged with: ,

2 Comments on “Nur jeder dritte Betrieb würde Langzeitarbeitslose einstellen

  1. ein Bekannter meiner Mutter hat nach Langzeitarbeitslosigkeit in DE in Dänemark mit 51!!! Jahren eine neue Stelle als Tischler gefunden. Dort ist er schon seit einigen Jahren, ist sogar zum Abteilungsleiter noch aufgestiegen.

    Tut mir leid das sagen zu müssen: wenn man die Möglichkeit hat direkt zu vergleichen mit anderen Ländern, dann fällt einen auf, dass DE keinen Mangel an Fachkräften hat, weil man in anderen Ländern als solche pfleglicher behandelt wird und bessere Chancen auf Stellen hat.

    DE beklagt Azubimangel in Handwerk etc — aber bildet diese oft auf Halde auf: statt mal nen Altausgebildeten zu nehmen oder nen älteren AN, bildet man lieber den nächsten auf, entlässt, holt den übernächsten…

    man könnte auch mal nen Älteren einstellen. Im ausland scheint es eher nen Mangel zu geben, denn dort macht man das so.

    Ein anderer Bekannter von mir ist jetzt 47, seit 4 Jahren in Norwegen: Ebenso — dort findet man immer eine Stelle, man ist auch viel Quereinsteigerfreundlicher als hier. So sieht wohl ein richtiger Fachkräftemangel aus.

  2. Das ist mal eine traurige Statistik … Das einzig Positive, das ich dieser Chancenlosigkeit für Arbeitssuchende (den Begriff mag ich lieber) abgewinnen kann, ist, dass Unternehmen offenbar keine Einstellungen aufgrund der Unterstützung, die es für Arbeitssuchende gibt, machen. „Beschäftigungszuschuss“ schimpft sich das, glaube ich. Ich musste an die Unternehmen denken, die Menschen über die Probezeit hinweg als Billiglöhner anstellen und sich dann den nächsten suchen – das scheint es in Hinblick auf Arbeitssuchende weniger zu geben.

    Aber ansonsten: Traurig, traurig. Diese Statistik zeigt, wie schwer es ist, aus der Arbeitslosenspirale wieder herauszutreten – wie denn, wenn es keine Chancen gibt? Hm … Da wäre die Seite der Arbeitssuchenden spannend und eine Statistik zu der Frage, was denn die Maßnahmen nützen, die die Arge Langzeitarbeitslosen anbietet. Ich befürworte solche Maßnahmen grundsätzlich, allerdings nur, wenn sie tatsächlichen Nutzen für Arbeitssuchende und Unternehmen bringen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .