Weniger Kinder, mehr Senioren

Um rund 2,1 Millionen ist die Zahl der Kinder in Deutschland seit 2000 gesunken. Das hat das Statistische Bundesamt in einer Presseinformation mitgeteilt. Bei im Jahr 2010 13,1 Millionen Kindern ist das ein Rückgang von rund 14 Prozent innerhalb von nur zehn Jahren. Und es ist schon ziemlich sicher, dass der Trend weiter geht. Denn es gibt auch immer weniger Erwachsene in den Generationen, die überhaupt Kinder bekommen können. In den Neuen Bundesländern (einschließlich Gesamt-Berlin) ist der Rückgang besonders stark. Die Zahl der Kinder sank hier um 29 Prozent, im Westen waren es nur „zehn“ Prozent.

Entwicklung der Bevölkerung nach Alter seit 1950 in Deutschland (einschließlich DDR). Quelle: Statistisches Bundesamt

Natürlich will ich mich nicht darauf beschränken, den Inhalt der Presseinformation wiederzugeben. Deshalb habe ich mir die Entwicklung seit 1950 angesehen. Zuerst wollte ich sie indexiert darstellen, also die Zahl der Menschen im Jahr 1950 für alle Altersgruppen als 100 definieren. So kann man Entwicklungen gut vergleichen. Alle beginnen bei 100, aber manche enden bei 62 (unter 20-Jährige) und manche bei 153 (60 bis unter 80-Jährige).

Allerdings ist der Plan daran gescheitert, dass eine Altersgruppe die gesamte Grafik dominieren würde: die über 80-Jährigen. Deren Zahl stieg von 1,0 auf 5,1 Millionen, also um 410 Prozent. Dagegen verblassen alle anderen Entwicklungen. Beispielsweise der Rückgang der unter 20-Jährigen von 13,4 auf 18,8 Millionen, also um rund 38 Prozent.

Seit 1968 geht ihre Zahl rasant zurück. Besonders stark sank sie von 1977 bis 1987, nämlich um 20,0 Prozent, obwohl in diesem Zeitraum die Zahl der 20 bis unter 40-Jährigen, die ja meistens die Kinder bekommen, relativ hoch lag.

Nachdem die Zahl der unter 20-Jährigen am Anfang des Jahrtausends kaum niedriger lag als zehn Jahre zuvor, hat sich der Rückgang seitdem noch mal beschleunigt. Allerdings vor allem deshalb, weil es weniger 20 bis unter 40-Jährige gibt. Deren Zahl lag Anfang der 1990er mit 31,6 Millionen besonders hoch (rund 20 Prozent höher als 1950) und ist seitdem auf 24,3 Millionen gesunken.

Dagegen ist die Zahl der 40 bis unter 60-Jährigen, der 60 bis unter 80-Jährigen und vor allem die Zahl der über 80 Jährigen heute jeweils höher als 1950. Allerdings ist sie keineswegs konstant gestiegen. Wer genau hin sieht merkt, wie sich die Kriegstoten bemerkbar machen. Die meisten waren zwischen 20 und 30. Bei den 40 bis unter 60-Jährigen kommt der Rückgang daher erst etwa 1955, als die bei Kriegsende 30-Jährigen in diese Altersgruppe kommen, 20 Jahre später bei den 60 bis unter 80-Jährigen und noch mal 20 Jahre später auch bei den über 80-Jährigen bemerkbar machen. Allerdings wir die Delle immer kleiner – der Fortschritt in Ernährung und Medizin schwächten den Rückgang von Altersgruppe zu Altersgruppe ab.

Das ist auch das einzige Mal, dass die Zahl der über 80-Jährigen sinkt. Nämlich in den Jahren, als die Generation 80 wird, die 1939 zwischen 21 und 25 Jahre alt waren. Ironischerweise sind das genau die Jahrgänge 1914 bis 1918, also jene, die im Ersten Weltkrieg geboren wurden.

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