Ein anderer Blick auf die Weltbevölkerung

Ich möchte heute mal einen anderen Blick auf die Weltbevölkerung werfen. Es geht diesmal nicht um das Bevölkerungswachstum, sondern um die Bedeutung einiger weniger großer Länder für das Schicksal von Milliarden Menschen. Ich meine damit nicht die Macht einzelner Staaten wie der USA, Russlands oder China, sondern schlicht die Einwohnerzahl.

Auf das Thema gestoßen bin ich auf dem Umweg über die weltweite Armut. Die Zahl der besonders armen Menschen ist deutlich gesunken, die Ungleichheit zwischen den Staaten ist seit 1990 erstmals seit über 150 Jahren gesunken und die Zahl der Hungernden und Unterernährten sinkt trotz in den meisten Ländern steigenden Fleischkonsums und steigender Weltbevölkerung. Und das alles, obwohl die ärmsten Länder der Welt kaum vorwärts zu kommen scheinen.

Äthiopien
Auch einige sehr arme Länder wie Äthiopien konnten zuletzt stark wachsen. Im Bild eine koptische Kapelle. Foto: A. Davey (Lizenz CC BY 2.0).

Zunächst einmal gibt es auch einige sehr arme Länder, in denen es vorwärts geht. Vor allem aber ist das Wohl sehr vieler Menschen vom Erfolg zweier Länder abhängig, nämlich Indien und China. Mit anderen Worten, wenn es dort für die Armen aufwärts geht, dann sinkt die Zahl der Armen weltweit deutlich.

Um eine Zahl zu nennen: Mehr als die Hälfte aller Menschen lebt in nur sieben Ländern. In der folgenden Grafik habe ich das mal kurz zusammengestellt. Die y-Achse gibt die Prozentzahlen an, die x-Achse die Zahl der Staaten. Als lebt ein Drittel aller Menschen in zwei Staaten, nämlich Indien und China.

Bevölkerung
Dieser Anteil von Menschen lebt in den so wenigen Ländern (Quelle: Weltbank)

Mittlerweile hat Indien den Nachbarn China bei der Einwohnerzahl fast eingeholt. Nimmt man noch die USA, Indonesien, Brasilien, Pakistan und Nigeria hinzu, hat man bereits mehr als die Hälfe der Weltbevölkerung. Wäre die Europäische Union ein Staat, wären es sogar nur fünf Länder, nämlich (in dieser Reihenfolge) China, Indien, die Europäische Union, die USA und Indonesien.

Es fällt auf, dass auf Platz 8 (jetzt wieder ohne die EU als Staat) mit Bangladesh nach Indien und Pakistan erneut ein Land vom indischen Subkontinent liegt. Nimmt man noch die weiteren Staaten dazu, die ganz oder teilweise auf dem Subkontinent liegen, kommt man auf 1,7 Milliarden Menschen oder 23 Prozent der Weltbevölkerung. Das ist weit mehr als auf dem europäischen Subkontinent liegen (seien wir mal ehrlich, geographisch gesehen ist Europa eigentlich nur ein Subkontinent Eurasiens).

In den größten 17 Staaten leben rund zwei Drittel der Menschen, Deutschland liegt übrigens auf Platz 18, gehört also knapp nicht mehr zu diesem Kreis, seit die Demokratische Republik Kongo die Bundesrepublik bei der Einwohnerzahl überholt hat. Zusammen mit Frankreich, Großbritannien, Italien und weiteren 22 Staaten gehört sie aber zu den 26 Ländern, in den mehr als drei Viertel der Menschen leben.

Kann man aus dieser Erkenntnis praktische Handlungsempfehlungen ableiten? Der Gedanken liegt auf der Hand, aber beim genaueren Nachdenken fällt mir wenig ein. Sicher, wenn Indien, China und die USA gut regiert würden, würden mehr als 40 Prozent der Menschen in gut regierten Staaten leben. Aber wie soll das aussehen? In den USA einmarschieren? Zumal man fairerweise sagen muss, dass auch die USA mehr sind als ihr kommender Präsiddent. Das Land ist deutlich stärker föderal organisiert als Deutschland. Wäre die USA kein Staat, sondern nur ein Staatenbund, dann wäre Kalifornien das 33-größte Land der Welt, knapp vor Polen. Wirtschaftlich wäre es hinter China, Japan und Deutschland sogar die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt.

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