Noch mal Nettoäquivalenzeinkommen

Aufmerksame Leser haben kurz nach unserem Beitrag zu den Armutsschwellen es vielleicht schon gemerkt: das Statische Bundesamt hat neue Daten zur Armut herausgebracht. Diesmal nicht auf Basis des Mikrozensus, sondern der EU-SILC, einer europaweiten Erhebung. Nach diesen Daten waren 2010 deutlich mehr Menschen armutsgefährdet, nämlich 15,8 statt 14,5 Prozent. Das liegt vor allem an der deutlich höheren Armutsgrenze. Armutsgefährdet war danach ein Alleinstehender schon ab 952 und nicht erst ab 826 Euro (Achtung: Die Daten in unserem Beitrag zum Nettoäquivalenzeinkommen waren schon für 2011, da waren es 848 Euro). Eine vierköpfige Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern wäre als ab rund 1.999 Euro Nettoeinkommen arm.

Armutsraten der amtlichen Sozialberichterstattung, gemessen am 60%-Median. Quelle: Statistisches Bundesamt

Warum die Armutsgrenze deutlich höher liegt werde ich beim Statistischen Bundesamt nachfragen und kann hoffentlich bald berichten. Am häufigsten arm sind nach den neuen Daten übrigens 18 bis unter 65-Jährige, gefolgt von Kindern und Jugendlichen. Am seltensten sind Senioren ab 65 armutsgefährdet. Hier decken sich die Ergebnisse mit denen des Mikrozensus. Dort sind zwar die 50 bis unter 65-Jährigen noch seltener armutsgefährdet, diese Gruppe wird aber hier nicht extra ausgewiesen. In die mittlere Altersgruppe fließen auch die 18 bis unter 25-Jährigen ein, die besonders oft armutsgefährdet sind.

Armutsquoten nach Alter nach EU-SILC. Quelle: Statitisches Bundesamt

Dass Kinder unterdurchschnittlich oft betroffen sind liegt vor allem daran, dass sie oft in Familien mit zwei Erwachsenen leben. Die sind generell weniger oft armutsgefährdet als Haushalte von Alleinstehenden (32,3 Prozent) oder gar Alleinerziehenden (37,1 Prozent). Ehepaare mit zwei Kindern sind mit 8,7 Prozent dagegen am seltensten arm. Das widerspricht der landläufigen Meinung, wonach vor allem die Armen Kinder haben. Möglicherweise spornt die Existenz von Kindern Eltern an, sich eine Beschäftigung zu suchen.

Allerdings liegt die Armutsquote von Kinder nach diesen Daten auch niedriger als nach der amtlichen Armutsberichterstattung, obwohl die Armut insgesamt höher liegt. Warum? Das kann ich hoffentlich bald beantworten. Aber zumindest die großen Tendenzen sind nach beiden Statistiken gleich.

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