Ist das Auto out?

Zugegeben, die These das Auto seit out habe ich vor allem wegen des Wortspiels gewählt. Wer den Hype um das Kfz beobachtet, kann nicht ernsthaft der Meinung sein, dass Automobil sei nicht mehr gefragt. Allerdings deuten einige Daten darauf hin, dass für die jüngeren Generationen die Bedeutung sowohl als Statussymbol als auch als Fortbewegungsmittel abgenommen hat.

Da ist zunächst die gefühlte Evidenz, dass es mittlerweile eine Reihe von jungen Paaren und sogar Familien gibt, die „nur“ noch ein Auto besitzen und nicht mehr zwei, wie es noch vor nicht allzu langer Zeit Standard war. Aber gefühlte Statistik ist eben keine richtige Statistik, deshalb lohnt sich ein Blick in die Daten.

Weniger Pkw-Verkehr in den USA

Aus Amerika gibt es eine Untersuchung der Federal Highway Administration, nach der die durchschnittliche Zahl der gefahrenen Meilen von 2001 bis 2009 von fast 14.000 auf rund 13.000 zurückgegangen ist. Doch damit nicht genug, das könnte schließlich auch ein statistischer Effekt sein. Schließlich gibt es immer mehr alte Menschen und die fahren weniger Auto, weil sie nicht mehr täglich zur Arbeit pendeln müssen. Am meisten nutzten das Auto 2001 wie auch 2009 die Altersgruppen zwischen 30 und 55, die oft beruflich viel unterwegs sind.

Doch daran scheint es nicht zu liegen, die Zahl der zurückgelegten Meilen sank nämlich in fast allen Altersgruppen – außer den über 65-Jährigen, die legten weitaus mehr Meilen zurück als acht Jahre vorher. Viel weniger reisten dagegen die Altersgruppen von 21 bis 35 mit dem PKW.

Eine andere Quelle nennt für 20- bis unter 30-Jährige Amerikaner einen Rückgang der täglich gefahrenen Kilometer (die andere Grafik war in Meilen) pro Person von 70 auf unter 60 im gleichen Zeitraum. In Deutschland sinkt die Zahl der Autokilometer pro Person in dieser Altersgruppe schon seit Mitte der 1990er Jahre, von damals rund 45 auf 2007 rund 38 Kilometer.

Niederlande: Junge fahren weniger Auto

Für die Niederlande kommt die OECD zu dem Ergebnis, dass die 20- bis 29-Jährigen von 1995 bis 2011 26,5 Prozent weniger Kilometer mit dem Auto zurück legten, während ihre Zahl nur um 12,1 Prozent sank. Anders als in den USA stieg aber die Verkehrsleistung im Nachbarland stärker als die Bevölkerung, weil nur noch die 30- bis 39-Jährigen das Auto weniger nutzten, die übrigen Altersgruppen dagegen häufiger. Die über 60-Jährigen legten sogar insgesamt 84,6 Prozent mehr Kilometer im Auto zurück, obwohl diese Altersgruppe „nur“ um 36,4Prozent wuchs.

Vernunft oder Uni?

Virtuelles Auto
Reicht es nicht, ein virtuelles Auto zu besitzen? Bild: Marc Blieux (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/)

Nun gibt es natürlich verschiedene denkbare Gründe, warum vor allem die unter 30-Jährigen weniger Auto fahren. Im Internet ist auf einschlägigen Seiten von den „walking poor“ die Rede, die jungen Menschen hätten schlicht kein Geld mehr für ein Auto. Diese These überzeugt allerdings nicht unbedingt, schon lange sind Autos kein Privileg der Reichen mehr.

Schon eher könnten längere Ausbildungszeiten eine Rolle spielen. Studenten können oft leichter auf das Auto verzichten als Arbeitnehmer. Auch die Urbanisierung könnte eine Rolle spielen, in Ballungsräumen ist der Pkw weniger wichtig als auf dem Land. Schließlich ist es aber auch denkbar, dass andere Statussymbole das Auto abgelöst haben, etwa ein teures Smartphone. Dann wäre der Rückgang bei den Autokilometern keine kurzzeitige Veränderung, die wieder verschwindet wenn die jungen Menschen die Uni verlassen oder aus der Stadt in den Vorort ziehen.

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