Kinokrise? Schon wieder?

Es war ein kurzes Hoch. Anfang der 1990er Jahre begannen die Kinobetreiber, nicht nur durch Kinoschließungen und ausbleibende Investitionen auf die Konkurrenz des Fernsehens zu reagieren. Und es funktionierte.

Kinobesuche seit 1993. Quelle: Filmförderanstalt

Das gute alte Kino schien gerettet, auch wenn es kein gutes altes, sondern ein besseres neues Kino war. Denn wer je die unbequeme Bestuhlung des Bavaria Kinos in Würzburg in den frühen 1990ern erlebt hat wird einräumen, dass nicht jede Schließung eines alten Kinos zugunsten eines Multiplex ein großer Verlust war.

Doch nach der Krise ist vor der Krise. Nach den Daten der Filmföderanstalt zählten die deutschen Kinos im Jahr 2010 nur 126,6 Millionen Besucher, das sind 13,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Allerdings war das Jahr 2009 ein besonders gutes Kinojahr. Zur Erinnerung: Damals liefen Filme wie Avatar, mit einem Einspielergebnis von 2,8 Milliarden US-Dollar der umsatzstärkste Film aller Zeiten und brachte den Kinobetreibern ein Besucherplus von 13,1 Prozent.

Gleitender 3-Jahresschnitt. Quelle: Filmförderanstalt, eigene Berechnung

So oder so: An die guten Jahre Anfang des Jahrtausends kommen die Besucherzahlen nicht wieder heran. Gut sieht man das, wenn man die Linie etwas glättet, indem man einen gleitenden Durchschnitt aus aktuellem Jahr, Vorjahr und Folgejahr bildet. Hinter dem für 2001 angegebenen Wert steht also der Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2002.

Auch ohne gleitenden Durchschnitt war die Besucherzahl im Jahr 2001 mit 177,9 Millionen am größten. Größter Kassenschlager damals dürfte Oceans Eleven gewesen sein.

Noch bescheidener sehen die aktuelle Besuchszahlen aus, wenn man bis ins Jahr 1949 zurück blickt. Die Daten stammen von der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), sind aber offenbar aus der gleichen Erhebung wie die der Filmförderanstalt. Nach dem Anstieg der Besucherzahlen in den 1990ern bis 2001 sind sie wieder deutlich zurück gegangen. Leider geht aus der Quelle nicht hervor, in wie weit Daten aus der DDR enthalten sind.

Klar wird trotzdem, dass auch das Zwischenhoch 2001 weit entfernt ist von den Besucherzahlen vor dem Siegeszug des Fernsehens. 1956 wurden 817,5 Millionen Besuche gezählt. Dann kam das Fernsehen und 20 Jahre ging es nur abwärts. 1976 wurde mit 115,1 Millionen die vorläufig niedrigste Zahl an Besuchen gemessen. Dann ging es wieder etwas rauf, um Ende der 1980er Jahre noch tiefer zu fallen.

2001 wurde immerhin die höchste Besucherzahl seit 1969 registriert. Dann kam das Internet.

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