Die Schulkrise

Wir haben in Deutschland eine Schulkrise. Nein, es geht hier nicht um Hauptschulen, die in Bayern jetzt  Mittelschulen heißen (traditionell eine alternative Bezeichnung für Realschulen). Es geht um einen gänzlich anderen Schultypus, nämlich die Baumschulen. Wer Kinder oder ein gutes Gedächtnis hat weiß, dass dem Räuber Hotzenplotz im dritten Band der Kinderbuchreihe von Kasperl und Seppel als neuer Beruf „Zeichenlehrer in einer Baumschule“ vorgeschlagen wird. Am Ende wird der brav gewordene Räuber aber doch Wirt.

Eine gute Wahl, denn obwohl auch die Zahl der Gastwirtschaften zurück geht, so ist die der Baumschulen in den vergangenen fünf Jahren geradezu eingebrochen. Mit 1.714 Betrieben gab es 527 weniger als fünf Jahre zuvor, ein Minus von 23,5 Prozent.

Landwirtschaft
Auch in der Landwirtschaft gibt es einen Trend zu größeren Einheiten. Allerdings gibt es auch einen Gegentrend, die Zahl der Menschen die wieder selbst Gemüse anbauen oder sich Hühner im Garten halten wächst.

Nun geht die Zahl der Betriebe praktisch überall in der Land- und Forstwirtschaft zurück. Allerdings steigt im Gegenzug die Größe der Betriebe. Das gilt auch für die Baumschulen, doch kann der Zuwachs in der Betriebsgröße den Rückgang bei der Zahl der Unternehmen nicht ausgleichen. 2017 bewirtschafteten die statistisch erfassten Baumschulen 10,9 statt 9,7 Hektar. Wobei Baumschulen mit weniger als 0,5 Hektar Fläche nicht erfasst werden, die durchschnittliche Baumschule also insgesamt deutlich kleiner sein dürfte – je nachdem wie viele dieser Betriebe es gibt.

Langfristiger Trend

Die gewachsene Größe gleich den Rückgang bei der Zahl aber nicht aus. Insgesamt sank die von Baumschulen bewirtschaftete Fläche um 3.140 Hektar oder 14,4 Prozent. Dahinter verbirgt sich ein schon lange anhaltender Trend.

Üblicherweise findet die Baumschulerhebung alle vier Jahre statt, der verlängerte Zeitraum von fünf Jahren zwischen der Erhebung 2012 und der 2017 ist eine Ausnahme. Deshalb haben wir Daten für das Jahr 2017, 2012 und jeweils das vierte Jahr davor, beispielsweise 2008 und 2004.

Von 2004 bis 2008 sank die bewirtschaftete Fläche um 2.923 Hektar oder 11,5 Prozent. In den folgenden vier Jahren war der Rückgang mit 3,7 Prozent erstaunlich gering. Erstaunlich auch deshalb, weil 2012 die Abschneidegrenze geändert wurde. Das hat nichts mit dem Schneiden von Bäumen zu tun, sondern mit der Grenze ab der Betriebe überhaupt erfasst werden. Die Zahl der erfassten Baumschulen sank damals um 26,2 Prozent, allerdings vor allem weil viele kleine Unternehmen jetzt nicht mehr berücksichtigt wurden. Weil kleine Firmen per Definition aber klein sind – in diesem Fall an bewirtschaftetem Land – hat sich die Fläche durch die Änderung kaum verändert. Trotzdem, von dem ohnehin geringen Rückgang von 3,7 Prozent ist ein Teil auf die statistische Änderung zurückzuführen. Das bedeutet, dass die tatsächliche Fläche von 2008 bis 2012 noch weniger stark gesunken ist – anders als in den Jahren davor und danach.

Rückgang bei was?

Nun wäre die Frage sehr spannend, warum die bewirtschaftete Fläche von 2012 bis 2017 so stark gesunken ist. Kaufen die Leute weniger Büsche und Bäume für ihren Garten? Oder sind es die Bauern, die weniger Obsthölzer pflanzen? Oder die gar im  Ausland kaufen?

Natur in der Stadt
Von der grünen Stadt ist viel die Rede. Die Realität sieht aber anders aus, viel Eigenheimbesitz betonieren ihre Gärten oder wandeln sie in pflegeleichte Steinwüsten um. Eine positive Ausnahme ist dieser Bahnhof auf der Nürnberger Ringbahn, bei dem der Bahnsteig mittlerweile zugewachsen ist. Das ist aber kein Verdienst der Stadtplaner, sondern Folge der Stilllegung des Bahnhofs.

Das Statistische Bundesamt selbst äußert sich dazu im Bericht nicht. Leider lässt sich auch nicht wirklich feststellen, welche Pflanzenarten heute seltener gepflanzt werden als vor fünf Jahren. Zwar gibt der Bericht Auskunft darüber, dass die Fläche auf der Obstgehölze gezogen werden um 11,6 Prozent stieg, dagegen Rosenunterlagen auf 38,7 Prozent weniger Fläche angebaut werden. Allerdings werden „Baumschulflächen unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen“ seit 2017 nur noch pauschal erfasst. Für diese fast 1.000 Hektar wissen wir nicht mehr, was dort wächst. Entsprechend kann der deutliche Rückgang bei den Rosensträuchern auch darauf zurückzuführen sein, dass viele Pflanzungen jetzt nur noch unter „Bauschschulflächen unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen“ erfasst werden und nicht mehr gleichzeitig auch als Rosen.

Obstbäume
An weniger Obstbäumen liegt der Rückgang der Baumschulfläche nicht.

Es ist leider eine Krankheit der amtlichen Statistik, dass man stetig bemüht ist die Erfassung zu verbessern, dabei die Auswertbarkeit aber eher eingeschränkt wird, weil Zeitreihenbrüche entstehen. Schön wäre es, wenn in solchen Übergangsjahren Daten nach den alten und neuen Regularien erhoben würde, um abzuschätzen, welche Effekt die Änderung der Erfassungskriterien hatte.

Immerhin wissen wir aber, dass der Großteil der Baumschulflächen Freiflächen sind, nämlich 16.095 der 18.613 Hektar. 1.500 Hektar entfallen auf sogenannte Containerflächen. Wenn ich das richtig verstanden habe, handelt es sich dabei um eine Art Gewächshäuser. Was natürlich die Frage aufwirft, wo genau der Unterschied zu den 969 Hektar unter Schutzabdeckungen liegt.

Fazit

Letztendlich wissen wir nicht genau, warum die Baumschulflächen so zurück gegangen sind. Es handelt sich allerdings um eine reale Entwicklung und nicht um ein statistisches Artefakt. Allerdings könnte der Grund dafür weniger Verkäufe von Bäumen und Sträuchern sein, ebenso aber eine höhere Effizient. Beispielsweise weil die Gewächse weniger lang in der Baumschule bleiben oder weniger Platz beanspruchen.

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