Kommentar: Fahrpreiserhöhungen

Man kann sich schon vorstellen, was der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly zur vorliegenden Statistik über Preiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr sagen würde: „Das kann man so gar nicht vergleichen.“

Der Einwand ist nicht völlig falsch. Einige Städte haben beispielsweise seit 2006 die Preise deutlich erhöht – aber dafür zuvor relativ stabil gelassen. Andere wiederum haben das Geld aus den Preiserhöhungen investiert und die Qualität verbessert.
Trotzdem ist die Statistik sehr interessant. Zum einen, weil Verkehrsplaner die Preise gerne aus dem Auge verlieren. Neue Linien bauen oder U-Bahnen einkaufen ist befriedigender als mit alten Wagen fahren und die Tarife günstig halten.

Außerdem stehen hinter den Preissprüngen auch verkehrspolitische Entscheidungen. In Nürnberg beispielsweise will man die stadtautobahnähnliche Schnellstraße „Frankenschnellweg“ ausbauen und braucht Geld. Die Verkehrsbetriebe sollen deswegen weniger Zuschuss erhalten.

Die Recherchen haben mir aber auch einen Einblick in das Tarifchaos gegeben, das einige Verbünde anrichten. Vorbildlich ist München. Dort gibt es eine Streifenkarte. Eine Kurzstrecke kostet einen Streifen, eine normale Fahrt zwei. In die Nachbarzone muss man drei Streifen stempeln, in die übernächste vier. Und so weiter. Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) müsste dagegen fünf Streifenkarten anbieten um alle Tarife abzudecken.

Tarifchaos auch in Bremen. Bremen-Nord gehört zwar zur Stadt Bremen, nicht aber zum Tarif Bremen-Stadt. Der gilt in ganz Bremen mit Ausnahme von Bremen-Nord. Ausnahme von der Ausnahme: Wer nur Fahrzeuge der Bremer Straßenbahn AG verwendet, darf auch nach Bremen-Nord mit dem Stadttarif fahren.

Gute Verkehrspolitik bedeutet also mehr als niedrige Preise. Aber wer mit Blick auf die Preisexplosion in einigen Städten nur sagt „Das kann man nicht vergleichen“, macht es sich zu einfach.

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