Wir leben in einer Mediengesellschaft und haben trotzdem eine Medienkrise – angeblich. Das eine wie das andere kann man diskutieren, ich habe das ja auch schon mehrfach getan (zum Beispiel hier). Auch das Statistikportal Statista, für das ich ebenfalls geschrieben habe (zum Beispiel über Stukkateure), befasst sich mit dem Thema und kommt zu dem Ergebnis, dass kaum jemand im Jahr 2015 neue Abos abschließen wolle, aber viele Befragte Pläne hätten eines zu kündigen.
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Als Beleg dient eine Umfrage aus dem eigenen Haus, nach der 10,3 Prozent der Befragten ein Abo kündigen, 14,4 aber eines abschließen wollen. Nein, das ist kein Tippfehler, die Zahl derer die über ein Abo nachdenken liegt tatsächlich um 4,1 Prozentpunkte höher.
Nun bezieht sich die Frage nach den Kündigungen nur auf Zeitungen und Zeitschriften. Die wollen nur 8,9 Prozent neu abonnieren. Der groß angekündigte Aborückgang ist das aber auch nicht. Statista schreibt deshalb: „Das Statistikportal fragte auch, ob die Menschen in Deutschland 2015 ein Abonnement kündigen wollen. Gerade einmal 32 Prozent sagten hier nein.“ Das stimmt, weil über 57 Prozent der Befragten angaben, kein Abo zu besitzen und deshalb auch keines kündigen können.
Zu den 8,9 Prozent, die sich für ein Zeitungs- oder Zeitschriftenabo interessieren, kommen 4,2 Prozent, die ein E-Paper und 3,1 Prozent, die andere Bezahlinhalten abonnieren wollen. Weil Mehrfachnennungen möglich waren, liegt die die Zahl derer, die ein Abo planen, allerdings nicht bei 16,2 Prozent (der Summe der Einzelnennungen), sondern eben nur bei den oben genannten 14,4 Prozent.
Offen bleibt, wie viele Menschen ein E-Paper oder einen Zugang für einen anderen Bezahlinhalt kündigen wollen. Das wurde nämlich nicht gefragt. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass viele, die ihr E-Paper kündigen wollen, auf die Frage nach der Kündigung eines Zeitungsabos ohnehin mit Ja geantwortet haben, wenn die Frage nicht sehr präzise formuliert war.
So ist der Vergleich schwierig, zumal „Bezahlinhalte“ auch ein Watchever-Abo sein kann, für die Verleger sind also eher die ersten beiden Zahlen interessant.
Trotzdem dürften im kommenden Jahr nach dieser Umfrage eher mehr Leute ein Abo abschließen als kündigen. Vor allem für die Lokalzeitungen ist deshalb ein anderes Problem wohl größer, nämlich das Versterben ihrer Abonnenten. Denn auch das wurde nicht gefragt: „Planen Sie im nächsten Jahr das Ableben?“
[…] Zeitschriften abonniert zu haben. Knapp ein Viertel gab an, die Zahl der Abos senken zu wollen. Zahlen von 2015 bestätigen dies. Schon damals besaßen beinahe 60 Prozent der 14- bis 64-Jährigen in Deutschland […]
Ich kann nicht so ganz nach vollziehen, warum die Zahlen der neuen Abonnements nicht steigen werden. Ich habe eigentlich die Erfahrung gemacht, dass es sogar finanziell sinnvoll sein kann Abonnements abzuschließen. Gerade Probeabonnements kann man oft leicht kündigen und man bekommt einen echten Mehrwert.