Richter und Ranker

Es gibt Wochen, da kommt man mit den Beiträgen gar nicht mehr nach, weil so viele interessante Themen rumliegen. Zuerst das Berenberg-Ranking (das, wie unser Leser Volker Tzschuke zu Recht anmerkt, allerdings bereits Ende Oktober veröffentlicht wurde), dann die GfK-Kaukraft und das INSM-Ranking. Treuen Lesern ist es aufgefallen: Jenes Ranking, das wir in dem Beitrag „Schon wieder ein Regional-Ranking“ zitiert haben. Wie es der Zufall so will, hat die Lobby-Organisation kurz darauf eine neue Version der Untersuchung veröffentlicht.

Sieger ist diesmal Erlangen, das im Berenberg-Ranking nicht mit dabei war. Die Hamburger untersuchten nämlich nur die 30 größten Städte, während die Kölner iw-consult, die das INSM-Ranking durchführte, die 100 größten kreisfreien Städte unter die Lupe nahm. Der Berenberg-Sieger Frankfurt landet bei den Kölnern nur auf dem 29. Rang. Der zweitplatzierte München landet dagegen im INSM-Ranking ebenfalls ziemlich weit vorne, nämlich auf Platz 4. Damit ist die bayerische Landeshauptstadt von den 30 größten deutschen Städten die bestplatzierte.

Die Kölner unterscheiden allerdings zwischen Dynamik und Niveau – mit deutlich unterschiedlichen Ergebnissen. Im Niveau-Ranking liegt München auf Platz eins, bei der Dymanik dagegen nur auf Platz 70 und damit sogar hinter dem Berenberg-Letzten Chemnitz (53). In dieser Teilkategorie landet Stralsund auf dem ersten Platz vor Bayreuth, Greifswald, Bamberg und Frankfurt. Frankfurt an der Oder, wohlgemerkt.

Bei so unterschiedlichen Ergebnissen stellt sich die Frage: Was messen die da eigentlich? Insgesamt 92 Einzelindikatoren berücksichtigt die INSM, 57 für das Niveau- und 35 für das Dynamikranking. Diese Indikatoren lassen sich zu jeweils vier Bereichen zusammenfassen:

  • Wohlstand (Kaufkraft beziehungsweise verfügbare Einkommen und Einkommensteuerkraft),
  • Arbeitsmarkt (Arbeitslosigkeit, Arbeitsplätze je Einwohner und Beschäftigung),
  • Struktur (Wirtschaftsstruktur, Sozi-kulturelle Struktur und Staat),
  • Standort (Bildung beziehungsweise Humankapital, Infrastruktur, Kosten, Freizeitwert und Bewertung der Unternehmen vor Ort),

Diese vier Bereiche werden wiederum in zwei Gruppen unterteilt, nämlich Zielgrößen wie Wohlstand und Arbeitsmarktlage und Einflussfaktoren wie Struktur- und Standortindikatoren. Beide beeinflussen den Index zu je 50 Prozent, wobei in die Zielgrößen wiederum zu gleichen Teilen Wohlstand und Arbeitsmarkt eingeht und in die Einflussfaktoren zu 60 Prozent die Struktur und zu nur 40 Prozent die Standortindikatoren. Kreisangehörige Städte bleiben in dem Ranking außen vor. Für sie gibt es in der Regel zu wenig Daten, da viele Kennzahlen nur auf Kreisebene vorliegen.

Erstmals haben die Kölner auch ein Cityregionen-Ranking veröffentlicht. Darin werden nicht nur einzelne Städte, sondern ganze Regionen verglichen. Dazu war man nicht zuletzt deshalb gezwungen, weil die Städte Aachen, Saarbrücken und Hannover zusammen mit ihrem Umland eine Städteregion bilden und damit defacto keine kreisfreien Städte mehr sind (auch wenn Aachen und Hannover sich noch so nennen). Damit liegen auch für diese drei Großstädte viele Kennzahlen nicht mehr vor.

Beim Regionen-Ranking kam noch eine zweite Herausforderung dazu, nämlich sinnvolle Regionen zu bilden. Dabei hat man auf eine Analyse des Insituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit zurückgegriffen, das wiederum eine von der Universität Kassel erdachte Methodik nutzte. Im wesentlichen werden dabei Pendlerverflechtungen analysiert. Regionen mit einer sehr starken Pendlerverflechtung werden dabei als ein Wirtschaftsraum betrachtet.

Sieger im Niveau-Ranking ist ebenfalls München. Im Dynamik-Ranking liegt ebenfalls Erlangen vorne, dass zusammen mit den Stadtkreisen Nürnberg, Fürth und Schwabach sowie den umliegenden Landkreisen die Region Nürnberg bildet. Ein Gesamtranking gibt es diesmal nicht.

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