Lebenshaltungskosten und Geldverwendung

Aktuell nehme ich – wieder mal – an einer Befragungswelle des Statistischen Landesamtes zur Laufenden Wirtschaftsrechnung teil. Das kann ich jedem nur empfehlen, wenngleich die Teilnahme von statistisch interessierten Menschen natürlich den Wunsch nach einer zufälligen und möglichst der Grundgesamtheit entsprechenden Auswahl der Befragten durchkreuzt.

Allerdings enthält man durch die Teilnahme einen schönen Überblick über die eigenen Ausgaben. Interessant war es deshalb, als ich beim Mikrokreditanbieter Vexcash eine Übersicht über die Lebenshaltungskosten und die Geldverwendung in Deutschland gefunden habe

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(Quelle: https://www.vexcash.com/blog/lebenshaltungskosten-deutschland-2016/).

Keine Angst, ich habe nicht vor, hier jetzt mit einem Bericht über meine persönlichen Ausgaben zu langweilen. Bisher bin ich immer gut damit gefahren, im Blog nicht zu viel über mich selbst zu schreiben und das möchte ich auch weiter so halten. Ich werde also vor allem über die Zahlen aus dem Vexcash-Blog und die allgemeinen Ergebnisse der Laufenden Wirtschaftsrechnung (LWR) schreiben.

Mehr als 50 Prozent des Geldes gibt der durchschnittliche Deutsche demnach für Miete und Lebensmittel aus. Allein 34,4 Prozent kosten Miete und Nebenkosten. Klar, Wohnungen sind teuer, vor allem in Ballungsräumen wie München, Frankfurt oder Stuttgart. Allerdings lebt nach wie vor ein großer Bevölkerungsteil nicht in München, sondern beispielsweise in Görlitz, Wunsiedel oder Tosterglope. Hinzu kommen Gutverdienende, das Durchschnittseinkommen von 1.768,- Euro ist eben nur ein Durchschnitt, enthalten sind darin auch Menschen mit Nettogehältern von 5.000,- oder Doppelverdienerhaushalte. Die zahlen meist einen niedrigeren Anteil für Miete, auch wenn sie sich meist größere Wohnungen leisten. Das bedeutet, dass ein Kleinverdiener in München oft mehr als 50 Prozent seines Einkommens für Miete und Nebenkosten ausgeben muss.

Vor allem aber hat mich der hohe Ausgabenanteil für Lebensmittel überrascht. Geht man vom deutschen Durchschnittseinkommen von 1.768,- Euro aus, dann bedeutet 28,5 Prozent für Lebensmittel Ausgaben in Höhe von rund 504 Euro. Das ist viel, wenn man bedenkt, dass sich die Daten vermutlich auf Haushalte beziehen und in rund 40 Prozent davon nur eine Person lebt.

Statistik Ausgaben für Nahrungsmittel
Ausgaben für Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren nach Zahl der Haushaltsmitglieder

Wie deckt sich das mit den Ergebnissen der Laufenden Wirtschaftsrechnung? Zunächst einmal kommt auch diese zu dem Ergebnis, dass Lebensmittel und Wohnen der wichtigste Kostenblock sind. Dort hat man sich allerdings nicht nur auf die Miete konzentriert, sondern auch auf die Ausgaben von Hausbesitzern, beispielsweise für die Instandhaltung und Zinsen. Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung verschlingen demnach 36,0 Prozent der Haushaltsausgaben, das deckt sich ziemlich gut mit den Angaben von Vexcash.

Einen deutlichen Unterschied gibt es allerdings bei den Lebensmitteln und den Ausgaben für die Gastronomie. Laut LWR gibt der Durchschnittshaushalt nur 13,7 Prozent für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren aus. Dabei schwankt der Durchschnittswert zwischen 12,4 Prozent für Ein-Personen-Haushalte und 15,4 Prozent für Haushalte mit fünf Personen oder mehr, also beispielsweise eine Familie mit drei Kindern.

Haushaltsgröße Ausgaben Statistik
Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren in Prozent nach Haushaltsgröße

Dass größere Haushalte nicht nur mehr Geld für Nahrungsmittel, Getränke und Tabak ausgeben, sondern auch prozentual mehr, ist wenig überraschend. Mehr Haushaltsmitglieder bedeutet auch mehr Nahrungsmittel. Andere Ausgaben steigen dagegen nicht im gleichen Maße. Während doppelt so viel Menschen auch annähernd doppelt so viel essen, brauchen zwei Personen keine zwei Waschmaschinen statt einer und auch keine doppelt so große Wohnung. Deshalb werden Einkommen oft in Nettoäquivalenzeinkommen umgerechnet, die unterschiedlich großen Haushalte, andererseits aber auch die Einsparmöglichkeiten großer Haushalte berücksichtigen (wenngleich meiner Meinung nach die Berücksichtigung von Kindern mit nur 30 Prozent etwas übertrieben ist).

So geben Ein-Personen-Haushalte nur 41,6 Prozent fürs Wohnen aus, der Wert sinkt kontinuierlich auf 32,2 Prozent. Das auch die Ausgaben für Hotels und das Essen in Restaurants und Gaststätten von 5,1 auf 4,7 Prozent sinken, dürfte aber noch andere Gründe haben. Mit Kindern ins Restaurant gehen ist einfach nicht so entspannt wie zu zweit. Wohl deshalb haben den größten Anteil 2-Personen-Haushalte mit 6,0 Prozent, denn zu zweit ist essen gehen eben am schönsten. Dass große Haushalte überhaupt auf 4,7 Prozent kommen dürfte auch damit zu tun haben, dass Ausgaben für Kantinen, Schulmensen und das Essen im Kindergarten ebenfalls als Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen zählen.

Bei den Restaurants ist der Unterschied sogar noch größer als bei den Lebensmitteln. Hier kommt Vexcash auf einen Anteil von 17,1 Prozent, während die LWR für Gaststätten, Kantinen, Mensen und Übernachtungen in Hotels und Pensionen nur auf 5,5 Prozent kommen. Deutlich mehr geben die Menschen in der LWR dagegen für Freizeit, Sport und Unterhaltung aus, nämlich 10,4 statt 5,9 Prozent.

Der Unterschied dürfte sich dadurch erklären lassen, dass unterschiedliche Gruppen betrachtet wurden. Die LWR ist ein Durchschnittswert für ganz Deutschland und alle Altersgruppen, die Daten von Vexcash beziehen sich vermutlich auf eine Unterkategorie, beispielsweise Arbeitnehmer aus Großstädten, die zur Miete wohnen.

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