Wer wählt denn hier?

Die Rentenpläne spalten das Land. Während viele darüber jubeln, dass jetzt endlich wieder mal was verteilt und nicht nur gespart wird, warnen kritische Stimmen vor weiter sinkender Generationengerechtigkeit. Die Wochenzeitung DIE ZEIT warnt vor deutlich höheren Belastungen, wenn die Sonderkonjunktur hierzulande endet und rechnet vor, dass die junge Generation schon jetzt deutlich mehr zahlen muss und trotzdem weit weniger bekommen wird, als die aktuelle Rentnergeneration, die zudem so früh in den Ruhestand gegangen ist wie wohl kaum eine Generation davor oder danach. Bei den Frauen liegt das Renteneintrittsalter nach Informationen der Deutschen Rentenversicherung bei gerade mal 60,5 Jahren, nicht mitgerechnet Altersteilzeit oder andere Formen der Frühverrentung, die den Schnitt wohl unter 60 Jahre drücken würden. Selbst die aufgrund der Altersstruktur ihrer Leser sonst eher zurückhaltenden Lokalzeitungen üben teilweise Kritik.

Statistik Altersarmut und Kinderarmut
Armutsquoten nach Alter nach EVS. Quelle: Statistisches Bundesamt

Statistiker-Blog-Leser verwundert das alles nicht. Sie wissen nicht nur, dass Ältere deutlich seltener von Armut betroffen sind als Kinder und junge Erwachsene, sondern auch warum die Politik sich weniger um die Rente der Senioren von morgen, sondern vor allem um die der ohnehin privilegierten Senioren von heute kümmert. Wie im Oktober 2012 bereits beschrieben gibt es nur noch zwei Landkreise in ganz Deutschland, in denen mehr Kinder und Jugendliche als über 60-Jährige leben.

Doch Kinder können nicht wählen, Ausländer ebenfalls nicht. Deshalb wollen wir heute mal nur Deutsche über 18 betrachten. In der Grafik habe ich mal die über 65-Jährigen grau eingefärbt, die über 50 bis unter 65-Jährigen schwarz, die 40 bis unter 50-Jährigen rot und die die unter 40-Jährigen in Blautönen.

über 18-Jährige Deutsche
Über die Hälfte der volljährigen Deutschen ist über 50, nur noch rund 20 Prozent unter 40.

Diese Struktur habe ich gewählt, weil sowohl die mindestens 75-Jährigen als auch die 65 bis unter 75-Jährigen fast ausnahmslos in Rente sein dürften. Die 50 bis unter 65-Jährigen sind zum großen Teil ebenfalls Rentner oder stehen kurz davor. Gemeinsam kommen die drei Altersgruppen auf einen Anteil von 50,5 Prozent an allen deutschen über 18-Jährigen. Unter 40 stellen dagegen gerade mal 29,7 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Die Altersgruppe der 40 bis unter 50-Jährigen lässt sich dagegen schwer zuordnen. Ich habe sie deshalb weder dem einen noch dem anderen „Lager“ zugezählt.

Natürlich funktioniert Politik nicht ganz so einfach. Ältere können Politik im Interesse der Jüngeren unterstützen, vor allem wenn sie selbst Kinder haben. Vor allem aber können auch unter 40-Jährige eine altenfreundliche Politik unterstützen, weil sie hoffen, selbst einmal zu werden. Hinzu kommt, dass auch im Politischen der Mensch nicht zu 100 Prozent dem Idealbild des Homo Oeconomikus entspricht. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf solche Zahlen, nicht zuletzt weil die Wahlstrategen in den Parteizentralen das auch tun.

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