Wo kommen all die Treibhausgase her?

Vergangene Woche haben wir uns mit dem Thema Treibhausgase befasst und festgestellt, dass Deutschland nicht nur seine Ziele für 2020 verfehlen wird, sondern sich auch sehr anstrengen muss um die stetig anspruchsvoller werden Ziele zu erreichen. Ab 2030 müssen sie jedes Jahr um 4,0 Prozent sinken. In absoluten Zahlen mögen diese 4,0 Prozent dann gar nicht mehr so viele Treibhausgase sein, weil sich der Prozentwert dann auf einen niedrigen Ausstoß beziehen. So stieß Deutschland 1990 rund 1,2 Milliarden Tonnen CO2 aus und musste im Schnitt der Jahre 2008 bis 2012 rund 260 Millionen Tonnen weniger emittieren. Von 2040 bis 2050 muss die Emission „nur“ um rund 125 Millionen Tonnen sinken. Gemessen am Ziel, 2040 nur noch rund 375 Millionen Tonnen zu emittieren beträgt der Rückgang ein Drittel.

Weil es umso schwerer wird eine Tonne Treibhausgas einzusparen, je weniger noch emittiert wird, halte ich die relative Betrachtung für aussagekräftiger. Allerdings hoffe ich, dass der technische Fortschritt uns dabei hilft das Ziel dennoch zu erreichen.

CO2 Reduktion pro Jahr Statistik
Diese Grafik kennen Leser schon von vergangener Woche. So stark müssen die Emissionen von Treibhausgasen im Vergleich zum Vorjahre jeweils sinken um die Pläne einzuhalten.

Bisher bleibt die CO2-Bilanz aber leider düster. Wie im vergangenen Beitrag gesehen ist der CO2-Ausstoß in Deutschland seit 2009 kaum noch gesunken.

Wo kommen die Treibhausgase her?

Damit wir uns ein Bild von der Herausforderung machen können, müssen wir zunächst fragen wo die ganzen Treibhausgase her kommen. Vor allem handelt es sich dabei ja um CO2, allerdings nicht nur, wie im voraus gegangenen Beitrag im Kapitel „Systematik“ beschrieben.

Emissionen
Energiebedingte Emissionen von CO2 Äquivalenten in Prozent. Rot: Energiewirtschaft; Schwarz: Verkehr; Dunkelgrau: Gebäude; Hellgrau: Industrie; Blau: Sonstiges; Quelle: Umweltbundesamt 2018

Betrachten wir aber zunächst die Emissionen durch die Gewinnung von Energie, wo es besonders gute Daten gibt. Es geht hier also vor allem um die Emissionen aus der Verbrennung von Öl, Gas und Kohle. 42 Prozent entfallen dabei auf die Energiewirtschaft, also vor allem die Produktion von Strom. Auch Fernwärme spielt gehört hier aber dazu. Zweitwichtigster Emittent ist der Verkehr, vor der Industrie und den privagten Haushalten.

Allerdings hat diese Betrachtung den Nachteil, dass hier andere Emissionen, etwa aus Kühlmitteln, außen vor bleiben. Aus verschiedenen Statistiken des Umweltbundesamtes habe ich deshalb eine Übersicht geschneidert, die auch andere Treibhausgase einschließt, beispielsweise solche, die in der Produktion freigesetzt werden.

Emissionen nach Herkunft
Emission von Treibhausgasen gemessen in CO2-Äquivalenten im Jahr 2017 (rot) und 2016 (grau). Zwar sank die Gesamtemission etwas, das ist aber ausschließlich auf weniger Emissionen in den Bereichen Energie- und Abfallwirtschaft zurückzuführen. Sowohl zur Gewinnung von Strom und Fernwärme als auch bei der Abfallentsorgung gingen die Emissionen zurück. Dagegen legten Industrie und Verkehr deutlich zu.

Auch hier ist die Energie- und Abfallwirtschaft der größte Emittent, wobei mehr als 95 Prozent der Emissionen auf die Energiegewinnung entfallen, der Rest auf die Abfallwirtschaft. Natürlich sind die Stromkonzerne aber nicht der eigentliche Verbraucher, sie wandeln nur Kohle, Erdöl oder Erdgas in Strom und Wärme um, die dann an anderer Stelle verbraucht werden. Wenn wir über eine Reduzierung des Energieverbrauchs reden sind die Versorger also nur bedingt die richtige Adresse, wenn es aber um die Umstellung auf weitgehend CO2-neutrale Energiequellen geht die wichtigste.

Tatsächlich ist in diesem Bereich die Emission von Treibhausgasen auch zurück gegangen – und zwar sowohl im Bereich der Ver- als auch der Entsorgung. Sie sank um mehr als 14 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, ein Minus von 4,1 Prozent. Das alleine hätte den Gesamtausstoß der Bundesrepublik um 1,6 Prozent gesenkt. Hätten die anderen Bereich es den Ver- und Entsorgern gleich getan, wäre der Ausstoß an Treibhausgasen sogar um 38 Millionen Tonnen zurück gegangen.

DDR Statistik
In einem Punkt war die DDR in Sachen Umweltschutz erfolgreicher als die BRD: Trotz stinkender Trabis verursachte der Verkehr weniger CO2, da nur rund jeder zweite Haushalt ein Auto hatte – und meist nur eines und nicht zwei oder drei.

Leider sind die Ver- und Entsorger die große Ausnahme. Die Industrie stieß 3,8 Millionen Tonnen mehr aus, ein Plus von 2,5 Prozent. Das ist auch deshalb schwerwiegend, weil sie mit 192,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente nach den Ver- und Entsorgern der wichtigste Emittent ist. Denn hier fällt nicht nur CO2 bei der Verbrennung, beispielsweise in Hochöfen an, sondern es kommen auch andere Treibhausgase zum Einsatz, beispielsweise für Kühlprozesse. Deshalb überholt die Industrie den Vekehrssektor, wenn man zu den energiebedingten Emissionen (das obige Kreisdiagramm) noch die aus Industrieprozessen und Lösemitteln hinzu zählt.

Der Verkehr folgt immerhin auf Platz 3 und hat ebenfalls zugelegt. 3,8 Tonnen mehr stößt er 2017 aus als im Vorjahr, ein Plus von 2,4 Prozent auf jetzt 170,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Der Verkehrsektor ist vermutlich der einzige Bereich, in dem die DDR in Sachen Umweltschutz erfolgreicher war, wenngleich weniger aus Überzeugung als aus mangelnder Effizienz. Und natürlich konnte das nicht die vielen Emissionen der Industrie und auch der privaten Haushalte ausgleichen. Denn in der DDR heizte man oft mit Braunkohle, die besonders schlecht für die CO2-Bilanz ist.

Landwirtschaft und sonstige Emittenten legen ebenfalls leicht zu, die Haushalte bleiben konstant.

Wohin geht die Reise?

Um 4,1 Prozent reduzierten vor allem die Stromproduzenten ihre CO2-Emissionen. Das ist beachtlich, allerdings steht am Ende wegen höherer Emissionen von Industrie und Verkehr nur ein Minus von 0,5 Prozent. Wie im vergangenen Beitrag gesehen müsste Deutschland aber in den nächsten Jahren seinen Ausstoß jährlich um 2,7 Prozent senken, ab 2030 sogar um jährlich 4,0 Prozent. Angesichts der aktuellen Entwicklung wirkt das wenig realistisch.

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