Warum die Straßenbahn Statistik braucht

Angefangen hat alles beim Straßenbahn fahren. Dort habe ich entdeckt, dass an den kleinen roten Kästchen, mit denen man seine Fahrkarte in den meisten deutschen Städten abstempelt, ein Zähler eingebaut ist. Und dann gibt es auch noch die Lichtschranken an den U-Bahnhöfen, mit denen man Passanten zählen kann. Die erste Frage die der normale Fahrgast sich dabei stellt ist natürlich: Gibt es dazu eine Statistik?

Foto: Straßenbahngeschichten

Genauer gesagt hat mich vor allem interessiert, ob diese Ergebnisse für die Verkehrsplanung oder die Verteilung der Einnahen genutzt werden. Denn in nahezu allen deutschen Städten gibt es Verkehrsverbünde, bei denen man mit dem gleichen Ticket S-Bahn, Straßenbahn und Bus nutzen kann. Der erste seiner Art war der HVV, der Hamburger Verkehrsverbund im Jahr 1965. Vorher brauchte man für S- Bahn und die Hochbahn jeweils ein eigenes Ticket und für die Linienschiffe der HADAG wieder eines. Heute kann man alle drei Verkehrsmittel mit einem Ticket benutzen. Das bedeuet aber auch, dass die Einnahmen zwischen den verschiedenen Partner aufgeteilt werden müssen. Und dazu braucht man Statistiken.

Denn die Einnahmen müssen verteilt werden. Ich habe daher eine Anfrage an den flächenmäßig zweitgrößten Verkehrsverbund Deutschlands (nach dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg) gestellt, den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). Wie zu erwarten war, werden die Zähler der Stempelautomaten nicht für die Verteilung der Mittel ausgewertet. Denn sie erfassen nicht die Umsteiger, die vorher schon gestempelt haben und nicht die Besitzer von Zeitkarten.

In Hamburg ein reguläres Verkehrsmittel im HVV: die Hafenfähren. Foto: Reinhard Schuldt

Anders sieht es mit den Zählungen an den U-Bahn-Eingängen aus. Die fließen im Zuge der Fortschreibung der Einnahmenaufteilungsdatenbank in das Verfahren ein. Die Basis für die Verteilung bildet aber immer eine Fahrgastbefragung. „Nur aus einer Befragung erhalten Sie die für die Einnahmenaufteilung erforderlichen Tarif- und Strukturdaten“, schreibt Andreas Mäder vom VGN (Vielen Dank an dieser Stelle für die sehr schnelle und ausführliche Antwort).

Um die Zahl der Fahrgäste in Bussen, Straßenbahnen, Fähren und S-Bahnen festzustellen, werden Verkehrszählungen in Form einer eingeschränkten Vollerhebung durch die Verkehrsunternehmen durchgeführt. Die Zähldaten müssen in geraden Jahren für die Fortschreibung der Einnahmenaufteilung bei der Verbundgesellschaft eingereicht werden, in den ungeraden Jahren ist das freiwillig möglich. Auch hier gilt allerdings, dass die Zählergebnisse nur den Sinn haben, die aus der Verkehrsbefragung gewonnen Basisergebnisse fortzuschreiben.

Ohne Statistik müssten also tausende Pendler jeden Tag zwei oder drei Fahrkarten mehr kaufen.

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