Rente mit 70? (2)

Im letzten Beitrag haben wir gesehen, dass die Mehrheit der Deutschen ein Renteneintrittsalter von 65 hätte, viele sogar schon früher. Die Befürworter der Rente mit 67 verweisen aber auf eine Reihe von demographischen Trends.

So stieg seit 1960 nicht nur die Lebenserwartung um sechs Jahre für Frauen und fünf Jahre für Männer. Die durchschnittliche Rentenbezugszeit hat sich seitdem sogar fast verdoppelt, nämlich von 9,9 auf 18,2 Jahre. Damals mussten noch vier Beitragszahler einen Rentner finanzieren, heute müssen 1,8 aktiv Versicherte das gleiche leisten.

Bis 2030 soll die Lebenserwartung noch einmal um zwei Jahre steigen. Dann wird es nach Schätzungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wahrscheinlich sechs Millionen Menschen zwischen 20 und 64 weniger in Deutschland geben, dafür aber fünf Millionen mehr über 65. Das würde bedeuten, dass auf zwei 20 bis 64-Jährige ein über 65-Jähriger kommt, heute ist es noch einer auf drei.

Die Gegner der späteren Rente verweisen dagegen auf die Wohlstandsgewinne. 1960 betrug das Bruttoinlandsprodukt noch rund 155 Milliarden Euro, 2009 waren es 2.409 Milliarden. Auch wenn dabei die Inflation noch nicht berücksichtigt ist, ein deutlicher Zugewinn. Ein Teil der zukünftigen Wohlstandsgewinne könnte nach der Vorstellung der Gegner der Rente mit 67 über steigende Beiträge für die Stabilisierung der Rente verwendet werden. So wurde es auch in der Vergangenheit gehandhabt. Denn das tatsächliche Renteneintrittsalter sank lange Zeit trotz steigender Lebenserwartung sogar. Der Beitragssatz stieg derweil von 14,0 Prozent Anfang der 1960er Jahre auf 19,9 Prozent. Gegner der Rente mit 67 verweisen darauf, dass der Satz von 1997 bis 1999 schon mal bei 20,3 Prozent lag.

1891 hatte er übrigens noch bei 1,7 Prozent gelegen. Wie im vergangenen Beitrag berichtet, lag das Renteneintrittsalter damals aber noch bei 70 und somit höher als die Lebenserwartung.

Im nächsten Beitrag soll es dann endlich um die Frage gehen, wie viele Versicherte tatsächlich bis 65 arbeiten. Eigentlich wollte ich das Thema schon in diesem Beitrag anschneiden. Aber nachdem das Forschungsinstitut infes eine Anfrage von mir zunächst wochenlang ignoriert hatte, hat man sich jetzt doch bequemt, mir auf eine erneute Nachfrage mitzuteilen, dass man Anfragen ohne Angabe der Telefonnummer und der Postadresse nicht beantwortet. Mal sehen, ob es diesmal was wird.

Anmerkung: inifes hat mittlerweile geantwortet. Mehr dazu im nächsten Beitrag.

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